Wenn man anfängt, Träume aufzuzeichnen und sie zu erweitern,
z.B. durch die Schaffung von Bildern, Musik
oder Prosa, wird ein
mysteriöser Transformationsprozess eingeleitet. Dieser Prozess kann
manchmal überwältigend sein und weitere Träume
hervorbringen. Klar sehnt man sich danach, sich auf diesem Weg festhalten zu
können.
Insbesondere durch Träume kommt das Ich, als Mittelpunkt des
Bewusstseins, in Begegnung mit dem Selbst, welches sich z.B. durch Symbole aus
dem Unbewussten ausdrückt. Begegnen sich hier Rivalen? Im Laufe unseres
Lebens wächst das Ich, und wir identifizieren uns damit mehr und mehr.
Um unsere Gesundheit allerdings in Balance zu halten, müssen wir ein
Stück des Ichs opfern. Dem Selbst? Was bedeutet das?
Jung erkannte einen menschlichen Instinkt für religiöse Erfahrung,
und die moderne Neurophysiologie
bestätigt seine Beobachtung. Mit dieser Einsicht ist die einfachste
Beschreibung des Selbst das Gottesbild in der ganzen Person,
einschließlich des gesamten Bewusstseins sowie allem Unbewussten. Der
gesunde Schritt besteht darin, die bisherige Autorität des Ichs
einzuschränken, um dem weitaus größeren Selbst Raum zu
geben.
Durch Zusammenarbeit entsteht schließlich
eine
liebevolle Partnerschaft zwischen den anfänglichen Rivalen. |
In Erinnerungen, Träume und
Gedanken beschreibt Jung seine Offenbarung bezüglich dieser
Partnerschaft, während er über die afrikanische Landschaft
blickt. Er erkannte, dass das Bewusste und das Unbewusste einander
brauchen. Er hatte erfahren, dass die alchemistische Begegnung von
Gegensätzen tatsächlich mehr Bewusstsein schafft und wiederum das
Unbewusste beeinflusst.
Diese immer bereicherndere Beziehung zwischen der eigenen inneren und
äußeren Welt wird durch eine jahrelange Hingabe gepflegt. Die Reise
ist anfangs herausfordernd und beginnt vielleicht schon, wenn man zum ersten
Mal einen Traum würdigt und aufzeichnet.
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